Zur Zeit um 1820 befand sich nahezu ganz Europa und besonders das Gebiet des Deutschen Bundes in einer Phase des geistigen und politischen Um- und Aufbruchs. Aus den politischen Wirren nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon entstanden viele Verbindungen überall in Deutschland, Österreich und dem heutigen Polen, die sich zu humanistischen Idealen bekannten.
Die Corps und ihre Mitglieder verschrieben sich politischer Toleranz, was bedeutet, dass jede politische Ausrichtung akzeptiert wurde - jedoch das Corps sich selbst keinem politischen Auftrag unterwarf und nicht als politische Verbindung auftrat. Die Corps haben das Ziel, Ihre Mitglieder zu aufrichtigen, charakterfesten Männern zu erziehen und in lebenslanger Freundschaft zu verbinden.
Unsere Bavaria ist ein Zusammenschluss aktueller und ehemaliger Studenten der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und wurde am 25. Mai 1821 von Studenten ebendieser gestiftet.
Nur kurze Zeit nach der Stiftung musste das Corps aufgrund der Karlsbader Beschlüsse im Wintersemester 1824 suspendieren. Erst am 09. August 1840 gelang die Rekonstitution und das Corps Bavaria konnte wieder mit Leben erfüllt werden.
Seit diesem Tag tragen wir die Farben hellblau-weiß-dunkelblau als Zeichen unserer Verbundenheit.
Im Jahre 1861 traten alle Corps des Erlanger SC, darunter auch Bavaria, dem Kösener Senioren Convent Verband bei. In den Jahren 1862 und 1887 wurde das Corps zwangssuspendiert. Die Suspensionen hatten jedoch nur wenige Monate bestand, sodass der Aktivenbetrieb schnell und ohne größere Probleme wieder aufgenommen werden konnte.
Im Jahr 1900 schuf sich das Corps Bavaria einen Philisterverein, den Ehrenrat und eine Philisterkasse. Diese Maßnahmen dienten zum großen Teil dem Erwerb des ersten Corpshauses in der Hauptstraße, dem heutigen Schuhhaus Mengin. Außerdem wurde 1900 das sog. Lebenscorpsprinzip aufgegeben – das bedeutet unsere Corpsbrüder haben die Möglichkeit, bei einem Studienaufenthalt in einer anderen Universitätsstadt auch in einem anderen Corps aktiv zu werden. Dies ermöglichte einen Austausch mit anderen Verbindungen und die Gründung des Süddeutschen Kartells – einem Zusammenschluss eng befreundeter Corps aus München, Würzburg, Leoben, Graz, Innsbruck und unserer Bavaria.
Die Zeit bis zur Machtergreifung durch Hitler sollte die fruchtbarste der Corps sein. Durch die extrem starken und mitgliederreichen Jahrgänge wurde das erste Corpshaus bald zu klein. Zum 111. Bundesfest im Juli 1932 wurde deshalb die Gerlach‘sche Villa auf dem Gelände des heutigen Aromagartens feierlich als neues Corpshaus eingeweiht. Doch an der Villa sollten sich die Corpsbrüder nur kurze Zeit erfreuen können, da das Corps im Januar 1936 unter dem Druck des Nationalsozialismus ein viertes Mal suspendieren und das Haus verkaufen musste.
Doch mit dem Ende des zweiten Weltkrieges, dem das alte Corpshaus durch einen Artillerietreffer zum Opfer fiel, machten sich einige Corpsbrüder daran, die in alle Himmelsrichtungen verstreuten Corpsbrüder wieder zusammen zu bringen und Bavaria wieder zu rekonstituieren. Dies gelang schließlich 1949. Nach den Wirren des Nationalsozialismus und der Gründung Bundesrepublik gelang es relativ schnell, das Corps wiederzubeleben. Im Jahre wurde 1956 das neue und aktuelle Corpshaus in der Loewenichstraße bezogen. Seitdem war die Geschichte des Corps von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. In den Folgen der `68er Generation schienen Verbindungen verpöhnt, da die liberale bis konservative Einstellung der einzelnen Mitglieder häufig im Widerspruch zu dem stand, was unter Studenten als modern galt.
Die Zeit zeigte aber, dass das Corps als unpolitische Institution nicht unter dem Einfluss politischer Strömungen steht und stets mit der Zeit geht, ohne seine Werte und Traditionen zu verlieren. Freundschaft und innige Verbundenheit waren und sind wichtigere Werte als politische Ansichten.Die Mensur uns das gemeinsame Fechttraining erfordern viel Disziplin und Herzblut und schweißen uns auf eine einmalige Art zusammen.
Der jüngste Corpsbruder zählt bei uns so viel wie der älteste Alte Herr und das Corps ermöglicht einen regen Austausch zwischen Studenten der unterschiedlichsten Fachrichtungen und Ansichten. Studienanfänger lernen bei uns Verantwortung zu übernehmen, Veranstaltungen zu organisieren, gesellschaftliche Umgangsformen zu meistern und unter Druck einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir sind stolz auf unsere Geschichte und richten unseren Blick in die Zukunft – und das seit nun fast 200 Jahren.